Was ist mir Trost?
Trost ist mir,
meine Tochter zu trösten
über schweren Verlust.
Keinen Zweifel zu hegen,
wenn ihr vom Tod ich erzähle,
dass, obschon endgültig er ist,
jene, die starben,
weiterleben jedoch
in Herz und Verstand,
solange Erinnerung währt.
Trost ist mir,
meiner Mutter sagen zu können
„Ich verzeihe dir, weil ich weiß,
dass du anders nicht konntest.“
Zeigt es mir doch,
dass die Kette durchbrochen ist.
Trost ist mir
die Versöhnung mit dem,
was war.
Brachte es mich doch dorthin,
wo ich jetzt vor euch stehe.
Wär anders es gelaufen,
wäre ich nicht ich.
Trost ist mir,
dass alles, was ich schaffe,
anderen Mut machen kann.
Dass Bilder des Schönen
wie auch des Grausen
gewaltig und wirksam zugleich.
Dass Freude ich entfache
in anderer Menschen Herz.
Dass alles, was ich schaffe,
sie mitreißt und bewegt.
Trost ist mir
das Wissen, dass andere selbst
kämpften und litten
dieselben Kämpfe,
denselben Schmerz.
Dass sie aufstanden aus Trümmern
und erbauten ein neues Herz.
Dass auf das Überleben
ein Leben immer folgt.
Dass die Kämpfe sich stets wiederholen,
dass die Geschichte ein Rad,
das ist Trost mir nicht,
das schmeckt
bitter.
Doch ist es ein Trost mir,
dass Menschen kämpften,
wie ich,
zu trotzen
Lethargie,
Saturiertheit,
Unrecht,
Normativität.
Dass sie kämpften,
fielen,
aufstanden.
Und am Ende zu sagen vermochten
„Es war alle Mühen wert.“
Das ist Trost mir.
Warm wie eine Decke,
die um meine Schultern sich legt.
Milde Versöhnung,
sanftes Verzeihen,
nährendes Leben,
im Wandel gereift.
Das ist Trost mir.
Und der Trost kommt aus mir.
♣♣♣
Dieser Beitrag ist Teil der großartigen, wärmenden und kraftspendenden Blogparade zum Thema „Trost“.
Liebe DasTenna,
was für ein wunderbares und reiches Gedicht. Hab vielen Dank fürs Teilnehmen, ich verlinke dich gleich! Ein ausführlicher Kommentar kommt noch, bin leider heute nicht so fit…
Wenn du magst, kannst du auch nochmal bei mir vorbeischauen; ich habe gerade meinen eigenen Beitrag veröffentlicht: Trost – ein Therapeutikum für die Seele
https://psychopsychetherapie.blog/2019/04/09/trost-ein-therapeutikum-fur-die-seele/
LG,
Jessica
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Ganz ohne Decke fühle ich mich wärmer. Danke!
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Voll gerne.
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