Poetische Aufarbeitung

Nähre sie nicht.

 

Ein zwiespältiger Weggefährte ist die Angst.

Das Gewand der Vorsicht kann sie tragen und dir ein Gutes tun.

Doch zu gerne kleidet Angst Gutes in ihre Farben, das zu vermeiden sie dir rät.

Trug sind ihre Farben, wenn sie nur dazu dienen, der Angst einen Nährboden zu bereiten.

Vorsicht kann dich retten.

Angst dagegen kann dich lähmen.

Sie bedarf der Nahrung, denn wenig fruchtbar ist ihr Grund. Starken Halt findest du dort nicht, nur Trug. Vermeidest du das, was sie dich vermeiden heißt, bereitest du ihr den Boden. Du schenkst ihr Macht.

Sie verlangt Hingabe und gibt vor, dich im Gegenzug zu beschützen. Vor Gefahren, die so groß vielleicht gar nicht sind, wie sie behaupten mag.

Sie braucht dich und zehrt dich aus, während du dich in ihre offenen Arme wirfst.

Das, wovor sie dich zu schützen vorgaukelt, verschwindet nicht, weil du dich hinter ihrem breiter werdenden Rücken davor versteckst.

Das, was du fürchtest, kann dir immer wieder begegnen. Dich verfolgen. Dich begleiten. Größer werden, stärker, unüberwindlicher in deiner Angst. Dich überholen. Dich nicht mehr loslassen. Dich ersticken. Dich auszehren.

Angst zu begegnen ist ein Leichtes nicht.

Angst zu begegnen kostet.

Doch so mächtig sie auch erscheint, so unüberwindlich, so rasch verliert sie an Stärke, wenn du dich ihr entgegenstellst. Angst ist schwach, sie ruht auf wackeligem Fundament.

Deshalb ihr Bemühen, ihren Schatten über dich zu werfen.

Damit du im Dunkel nicht siehst, wie sie dir die Nahrung entzieht.

Damit du im Glauben bleibst, sie beschütze dich statt dir in Wahrheit Stärkendes vorzuenthalten.

Deshalb ihr Bemühen, dich am Boden zu halten.

Damit du nicht siehst, dass du größer bist.

Willst du wirklich, um ein Vielleicht zu vermeiden, einem Sicher abschwören?

Willst du, was dich stärkt, was dich beglückt, von dir weisen, und der Angst dich hingeben?

Willst du in ihren Armen vergehen? Dich verlieren ganz und gar?

Der Angst zu begegnen heißt die Angst zu überwinden.

Die Angst zu überwinden lässt dich stärker werden.

Lehrt dich Hoffnung und das Wissen, aus welchem Kampf du gestärkt hervorgehen wirst.

Du bist stärker.

Du weißt es nur noch nicht.

 

Ein Gedanke zu „Nähre sie nicht.“

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